Wohnen das entscheidende Thema der Europa-und Kommunalwahlen?
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Unsere Aufsichtsrätin Annette Guthy kommentiert die Ergebnisse der Europa- und Kommunalwahlen. Den Rechtsruck insbesondere bei jungen Wähler:innen sieht sie auch als eine Folge des Mangels an bezahlbarem Wohnraum.
Den dysfunktionalen Wohnungsmarkt in unserer Heimatstadt Tübingen haben die Parteien geschlossen erkannt und zum kommunalen Wahlkampfthema erkoren. Es gab praktisch keine Partei, die die Thematik des bezahlbaren Wohnens nicht auf ihren Plakaten platzierte. Deutschlandweit sieht es ähnlich aus. Wenn sogar Vonovia-Chef Rolf Buch warnt, dass die Wohnungsnot den extremen Parteien nutze, sollte man politisch, und nicht nur auf Plakaten, eine Antwort finden.
Dieses Argument zieht Alisa Schellenberg auch in einem lesenswerten Zeit-Artikel heran. Ihr Deutungsversuch, weshalb vor allem bei den jungen Wählern die AfD so gut abgeschnitten habe: Dies „sei vor allem den banalen, begründeten Ängsten geschuldet – zum Beispiel, keine Wohnung zu finden.“ Auch der Rechtsruck im vergangenen Jahr bei den Parlamentswahlen in den Niederlanden lässt sich so erklären. Der Erfolg der rechtsextremen Partei von Geert Wilders ist vor allem mit der bestaanszekerheid – Kampagne zu erklären. Unter bestaanszekerheid sind viele ökonomische und sozialpolitische Themen wie Mindestlohn, Wohnraummangel und hohe Mieten diskutiert worden. Es stand folglich ein traditionell „linkes“ Thema oben auf der Agenda, das die schwindende Kaufkraft der Menschen zur Aufgabe machen sollte. „Parteien wie die portugiesische Chega, die niederländische Partei für die Freiheit von Geert Wilders, die AfD oder der französische Rassemblement National verstehen es exzellent, die Sorgen der jungen Wähler aufzugreifen, die die älteren (mit Eigenheim) nicht oder nicht mehr haben“, so die Analyse von Schellenberg weiter.
Ist die drohende soziale Spaltung, die zumindest die gemeinwohlorientierten Wohnraumversorgenden seit mindestens einem Jahrzehnt prognostizieren, jetzt also auch an den Wahlergebnissen ablesbar?
So oder so, die politische Brisanz der massenhaften Unzufriedenheit erreicht mit der Europawahl ihren bisherigen negativen Höhepunkt. Ob dann tatsächlich vorrangig die Wohnungsnot, der Kaufkraftverlust oder generell die Verteilungsfrage ausschlagend für das Wahlergebnis ist, bleibt unbedeutend. Die Wahlergebnisse führen uns jedenfalls vor Augen, dass es eben nicht ausreicht, das Häkchen an der richtigen Stelle zu setzen. Sondern wie wichtig es ist, sich WIRKLICH um den sozialen Zusammenhalt, und da insbesondere um die Wohnraumversorgung zu kümmern. Wir von der nestbau AG tun das seit mehr als zehn Jahren - sozial und ökologisch. Und zeigen damit, dass auch Geld anlegen Gutes bewirken kann!
Quellen:
(1) Vonovia Chef Rolf Buch im Interview
(2) Artikel in der Zeit von Alisa Schellenberg
(3) Artikel im Spiegel zum Wahlerfolg von Geert Wilders