Die nestbau AG auf dem Holzweg
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Bauen & Klima
- Wie sind die Umweltauswirkungen unserer Bautätigkeiten?
- Klimakiller Bau: Unsere Recherche
- Die nestbau AG auf dem Holzweg
Nach intensiver Recherche zu den Umweltwirkungen des Bauens (siehe Teil 1 und Teil 2 unserer Miniserie) wird immer klarer, dass für ein ökologisches Gebäude am Holzbau kaum ein Weg vorbeiführt. Die nestbau AG hat sich daher auf den „Holzweg“ gemacht und mit verschiedenen Akteuren des Holzbaus gesprochen. Ziel ist es, das erste nestbau-Holzhaus zu realisieren!
EURBAN
Einer unserer ersten Holzbau-Kontakte war das auf die „Cross Laminated Timber“ (CLT)-Technologie spezialisierte Büro EURBAN aus London. Aufgrund des hohen Vorfertigungsgrades und der modularen Bauweise aus verleimten Massivholzplatten ließen sich laut EURBAN mit dem Massivholzbau sogar Kostenvorteile gegenüber der konventionellen Stahl-Beton-Bauweise realisieren. Diese Aussage war für uns zunächst sehr überraschend - bisherige Quellen haben meist von gut 10 % höheren Kosten berichtet. Nach einer beispielhaften Kostenvergleichsschätzung mit dem bestehenden nestbau-Haus in Tübingen-Hirschau erwies sich eine Kosteneinsparung durch den Bau in CLT-Technologie jedoch tatsächlich als realistisch. Zusätzlich zu der erheblichen ökologischen Verbesserung wäre das eine wahrhaftige Win-Win-Situation. Wir haben EURBAN daher mit einer Detailstudie für das Projekt in Pfrondorf beauftragt.
Mehr Informationen zu CLT finden Sie in unserem Blogbeitrag „Eine Vorstellung von Massivholz als nachhaltige, moderne Bauweise“.
Kampa
Die Kampa GmbH in Aalen/Waldhausen ist mit gut 400 Mitarbeitern einer der größten Fertighausanbieter in Deutschland und hat sich neben Einfamilienhäusern auch im Objektbau auf den Baustoff Holz, konkret die Holzrahmenbauweise spezialisiert. Nach der Besichtigung einer vom Kampa realisierten Wohnanlage mit 5 Wohneinheiten in Oberkochen im Dezember 2020 verstärkte sich unser Eindruck, dass auch mit Kampa bezahlbarer Wohnraum aus Holz möglich ist. Wir haben Kampa daher mit einer Baugesuchsplanung für das Projekt der Baugruppe in Tübingen-Unterjesingen (nestbau übernimmt die Projektsteuerung) beauftragt.
Architekturagentur Stuttgart
Mitte Januar 2021 besichtigte die nestbau AG das von der architekturagentur realisierte, innovative Mehrfamilienhaus MaxAcht. Alle tragenden Wände und Decken abgesehen vom Keller sind aus komplett leimfreiem Massivholz. Die Stabilität wird durch eine Kombination aus ineinander gesteckten Längs- und Querbalken erreicht. Der Verzicht auf Leim fördert die Baugesundheit und vereinfacht das Recycling des Holzes. Unter dem Strich wurde durch die Massivholzwände und den sehr geringen Einsatz mineralischer Baustoffe erreicht, dass das MaxAcht bezogen auf den Bau CO2-neutral ist. Dies bedeutet, dass das verwendete Holz mehr CO2 speichert, als durch die Herstellung der anderen Baustoffe und die Bautätigkeit emittiert wurde. Ein im Bau CO2-neutrales nestbau-Haus, welches zudem Verbesserungen der Baugesundheit erreicht und die Recyclingfrage adressiert, ist eine großartige Vision. Ob ein solches Projekt auch finanziell machbar ist, muss noch abgeschätzt werden. Wir bleiben hierzu mit der architekturagentur in Kontakt.
Grünspecht eG
Anfang Dezember 2020 entdeckten wir die Zimmerei Grünspecht eG aus Freiburg, welche sich seit gut 2½ Jahren auf den Holz-Strohballenbau fokussiert. Bei dieser Bauweise werden speziell zugeschnittene Strohballen in die Holzrahmenwände eingepasst und fungieren so als Dämmung. Gleichzeitig bietet das Stroh die ideale Oberfläche zum Aufbringen des Lehmputzes, und so kann auf Leim und synthetische Dämmung verzichtet werden. Mit Holz aus regionalen Wäldern, Strohballen aus Baden-Württemberg und Lehm ist das Konzept der Grünspecht eG aus ökologischer Sicht auf jeden Fall die beste Wahö. Zudem würde die Firmenphilosophie der als genossenschaftlichen Zimmerei organisierten „Grünspechte“ sehr gut zur nestbau AG passen. Wir haben sie daher im Mai 2021 besucht und sind gespannt optimistisch, ob ein gemeinsames Projekt in Freiburg möglich wird.