Basiswissen Bilanz
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Im allgemeinen Sprachgebrauch bedeutet Bilanz so etwas wie Ergebnis oder Auswertung. So ist beispielsweise die Rede von einer Bilanz der Bundestagswahl, einer Bilanz des Schuljahrs oder einer Bilanz der Beziehung. In diesem Blogbeitrag ist die Rede von der Bilanz als Teil des Jahresabschlusses und der Gewinnermittlung eines Unternehmens.
Definition der Handelsbilanz
Die „Maßeinheit“ für eine Bilanz ist der Geldwert, in unserem Fall also Euro. Die Bilanz wird zu einem bestimmten Stichtag aufgestellt. Sie ist eine Momentaufnahme, gewissermaßen ein „Foto“, vom Unternehmensvermögen am Bilanzstichtag.
Aktivseite: wo steckt das Geld?
In der linken Waagschale, der Aktivseite, finden sich alle Vermögensgegenstände des Unternehmens, geordnet nach ihrer Verfügbarkeit.
A. Anlagevermögen
In der Handelsbilanz nach dem Handelsgesetzbuch (HGB) stehen an erster Stelle die Anlagegüter.
- Immaterielle Vermögengsgegenstände: z. B. Rechte, Lizenzen… Auch eine Internetseite ist ein solcher immaterieller Vermögensgegenstand, sofern dafür Geld bezahlt wurde.
- Sachanlagen: Anlagegüter können „Dinge“ sein (bei der nestbau AG handelt es sich zum größten Teil um Grundstücke und Gebäude).
- Finanzanlagen: das sind in der Regel Anteile an anderen Unternehmen, z. B. Genossenschaftsanteile.
Die meisten Anlagegüter verlieren im Lauf der Zeit an Wert, der Zahn der Zeit nagt gewissermaßen an ihnen. Dieser Wertverlust wird in der Buchhaltung Abschreibung genannt.
B. Umlaufvermögen
- Forderungen: wenn z. B. Mieterinnen oder Mieter ihre Miete noch nicht bezahlt haben
- Geldvermögen: der Inhalt der Barkasse, die Kontostände der verschiedenen Bankkonten…
Alle diese Vermögensgegenstände zusammengerechnet ergeben die Bilanzsumme; das entspricht dem (buchhalterischen/bilanziellen) Wert eines Unternehmens.
Die Vermögensgegenstände auf der Aktivseite der Bilanz sind danach geordnet, wie schnell sie zu Geld gemacht werden können. Je weiter unten ein Vermögensgegenstand steht, desto „flüssiger“ ist er in finanzieller Hinsicht. In anderen Ländern gelten zum Teil andere Vorschriften, wie die Posten geordnet werden müssen.
Passivseite: wo kommt das Geld her?
A. Eigenkapital
- Gezeichnetes Kapital
- Kapitalrücklage
- Bilanzgewinn / Bilanzverlust
B. Rückstellungen
Wenn im aktuellen Jahr etwas passiert, wofür in späteren Jahren bezahlt werden muss. Ein typisches Beispiel dafür ist, wenn das Unternehmen eine:r Beschäftigten zusagt, dass sie nach ihrem Ausscheiden eine Pension erhält. Das muss das Unternehmen erst viele Jahre später bezahlen, aber erarbeitet hat die Mitarbeiter:in diesen Anspruch im aktuellen Jahr. Also muss dafür eine Rückstellung gebildet werden (und im besten Fall tatsächlich Geld dafür zurückgelegt werden). Wir könnten auch sagen, dass Rückstellungen „Schulden“ sind, die das Unternehmen bei der Zukunft aufgenommen hat.
C. Verbindlichkeiten = Fremdkapital
Langfristige Verbindlichkeiten sind z. B. Darlehen, die das Unternehmen bei Banken aufgenommen hat. Kurzfristige Verbindlichkeiten sind z. B. aktuell noch nicht bezahlte Rechnungen, oder auch Rechnungen, die noch gar nicht gestellt wurden, wo die Leistungen aber unstreitig bereits erbracht wurden.
Rechnungsabgrenzungsposten
Auf beiden Seiten der Bilanz kann es Rechnungsabgrenzungsposten geben. Immer dann, wenn etwas bezahlt wird, was sowohl das aktuelle als auch spätere Wirtschaftsjahre betrifft, muss abgegrenzt werden.
Auf der Passivseite kann das z. B. Miete sein, die für ein ganzes Jahr im Voraus bezahlt wird, 2 Monate für das aktuelle Jahr, 10 Monate für das kommende. Das Unternehmen hat dann 2 Monatsmieten für das aktuelle Jahr; das Geld für das kommende Jahr ist auch schon auf dem Konto. Im Gegenzug ist das Unternehmen verpflichtet, im nächsten Jahr die Wohnung für 10 Monate zur Verfügung zu stellen. Das ist ein passiver Rechnungsabgrenzungsposten, nämlich die Verbindlichkeit (=Verpflichtung) gegenüber der Mieter:in.
Umgekehrt gilt: wenn das Unternehmen im aktuellen einem Jahr etwas bezahlt hat, was es erst nächstes Jahr bekommt (z. B. eine Vorauszahlung für eine Versicherung, die im August beginnt und bis nächsten Juli geht), muss ein aktiver Rechnungsabgrenzungsposten gebildet werden. Das Geld ist dann zwar nicht mehr auf dem Konto, aber stattdessen zählt das durch die Zahlung erlangte Recht (in diesem Fall: versichert zu sein), nächstes Jahr etwas zu bekommen, zum Vermögen.
„Bilanzwaage“
Beide Seiten der Bilanz müssen im Gleichgewicht sein: die Bilanzsumme ist auf beiden Seiten, der Aktiv- und der Passivseite, gleich hoch. Alles Geld, das irgendwo herkommt, muss auch irgendwo drinstecken.
Übrigens: Das Wort Bilanz leitet sich her vom italienischen bilancia = Waage. Aus Venedig kommt eine der ersten Darstellungen der Methode der doppelten Buchführung, deren Abschluss die Aufstellung der Bilanz ist. 1494 erschien die Abhandlung über die Buchhaltung, ein Kapitel in dem Mathematikbuch Summa de arithmetica, geometria, proportioni et proportionalità von Luca Pacioli, einem franziskanischen Mönch und Mathematikprofessor.
Gewinnermittlung durch Betriebsvermögensvergleich
Die Bilanz ist eine Momentaufnahme zum Bilanzstichtag, also gewissermaßen ein „Foto“ der Vermögensverhältnisse eines Unternehmens. Bei der nestbau AG ist der Bilanzstichtag der 31. Dezember eines Jahres. Das Wirtschaftsjahr entspricht dem Kalenderjahr.
Die Gewinn- und Verlustrechnung bildet ab, was im Lauf des Jahres passiert. Sie also gewissermaßen der „Film“. Wir erklären sie in einem späteren Blogbeitrag.
Passivseite: woher kommt das Geld?
Die Bilanzsumme muss auf beiden Seiten gleich hoch sein.
Die Bilanzsumme ist der Wert des Unternehmens, der in den Büchern steht (= Buchwert).
Mehr über die verschiedenen Wege, den Wert eines Unternehmens zu ermitteln, lesen Sie im Blogartikel: Was ist ein Unternehmen wert?